Donnerstag, 5. Juli 2012

Kontrollierte Naturkosmetik und Tierversuche, Teil 2 - Stellungnahme von LOGOCOS

Die Problematik der Tierversuche in China beschäftigt mich weiterhin stark. Nur mal kurz zur Erinnerung: in China werden Tierversuche für Kosmetik gesetzlich vorgeschrieben. Urban Decay verlor die "cruelty-free" Zertifizierung des "Leaping Bunny" Programms und das Vertrauen einiger Verbraucher als das Unternehmen nach China expandierte. Gleichzeitig vermarkten einige deutsche Naturkosmetikmarken ihre Produkte mittlerweile auch in China und scheinen trotzdem das Vertrauen der Kunden weiterhin zu geniessen...

Ich fragte bei den deutschen Naturkosmetikfirmen nach. LOGOCOS sendete mir freundlicherweise eine Stellungnahme zu, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Boykottieren oder sich engagieren?


Dass Tiere für die Schönheit leiden, ist für uns kaum mehr denkbar. Darüber freuen wir uns ganz besonders, denn das Unternehmen LOGONA, heute die LOGOCOS AG, engagiert sich seit der Gründung für ein Ende aller Tierversuche. In Europa wurde viel erreicht, aber es war auch in diesem Teil der Welt lange sehr schlecht um den Tierschutz und auch um den Umweltschutz bestellt.
 
Gehen wir für einen Moment zurück in die 1970er Jahre: Tierversuche sind allgegenwärtig, Flüsse sind mit Schwermetallen verseucht, gefährliche Pestizide massenhaft im Einsatz. In diesem Umfeld eröffnete der Heilpraktiker Hans Hansel Mitte der 1970er Jahre einen der ersten Naturkostläden in Deutschland und gründete mit LOGONA wenige Jahre später die erste Naturkosmetikmarke der LOGOCOS AG.  
Die Marke LOGONA steht von Anfang an für eine Kosmetik auf der Basis der Naturheilkunde, für den Respekt vor der Natur und der Kreatur. Tierversuchsfreiheit anzustreben in einer Zeit, die von Tierversuchen geprägt war, das bedeutete vor allem viel Engagement, um Bewusstsein zu schaffen, Mitstreiter und Multiplikatoren für die großen Ziele zu gewinnen. In der Hand hatte das Unternehmen nur die Entscheidung, selber keine Tierversuche in Auftrag zu geben. „Saubere“ Rohstoffe waren anfangs jedoch kaum zu bekommen. Der Kampf für ein Ende aller Tierversuche und für tierversuchsfreie Rohstoffe erforderte einen sehr langen Atem.
 
Neue Maßstäbe setzen, vorangehen, das hat – zusammen mit dem Engagement von immer mehr Menschen, Unternehmen und Organisationen– Europa verändert. Um nur einige Erfolge zu nennen: Seit 2004 sind Tierversuche mit kosmetischen Fertigprodukten verboten, die Flüsse sind sauberer, viele gefährliche Chemikalien wurden aus dem Verkehr gezogen und es können – ab bestimmten Zeitpunkten – verlässliche Garantien für die Tierversuchsfreiheit abgegeben werden. Dennoch gibt es auch hierzulande noch viel zu tun.
 
Was ist mit dem Rest der Welt? Außerhalb Europas sind Tierversuche vielfach noch so selbstverständlich wie einst in Europa. Solche Länder zu meiden, scheint die einzige angemessene Lösung zu sein. Es ist eine einfache Lösung, aber ist es auch die beste?
 
Boykottieren oder sich engagieren, das ist die Frage? LOGOCOS hat sich für einen Weg entschieden, der sich für Europa als sehr erfolgreich erwiesen hat. Wir stehen für das, was uns ausmacht, und wir engagieren uns dafür.
 
Mit Marken wie LOGONA, SANTE und HELIOTROP werden nicht nur Produkte exportiert, sondern ein umfassendes Wertesystem. Der Einsatz für ein Ende aller Tierversuche ist ein Eckpfeiler dieses Wertesystems. In Ländern präsent zu sein, die in so mancher Beziehung noch weit entfernt sind von europäischen Standards, heißt z. B., für die Wertigkeit der Produkte und für die Ziele, für die sie stehen, zu werben, Bewusstsein zu schaffen, zu überzeugen, Mitstreiter zu finden und Multiplikatoren.
 
In Europa sind viele Jahrzehnte vergangen bis Tierversuche – zumindest weitestgehend – verboten wurden. Ohne das jahrzehntelange Engagement von immer mehr Menschen gäbe es dieses Verbot wohl heute noch nicht und Europa sähe insgesamt anders aus.
 
Mit jedem Naturkosmetik-Produkt, das irgendwo auf der Welt gekauft wird, treffen Menschen eine Entscheidung: Zum Wohl ihrer Haut und ihrer Gesundheit, für den Natur- und Umweltschutz, mehr biologischen Anbau, für fairen Handel – und für ein Ende von Tierversuchen. Jede Veränderung beginnt mit dem allerersten Schritt, und sie muss dort beginnen, wo sie wirken soll – vor Ort, in den jeweiligen Ländern.


Hochachtungsvoll

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LOGOCOS Naturkosmetik AG
Ltg. Marketing / Unternehmenskommunikation

Boykottieren oder sich engagieren? - das ist eine gute und berechtigte Frage. Und doch unterscheidet sich meiner Ansicht nach diese Stellungnahme kaum von der Argumentation von Urban Decay. Ich persönlich fände es inkonsequent, Urban Decay den Rücken zuzukehren und gleichzeitig andere Firmen zu unterstützen, die trotz des tierversuchsfreien Images ihre Produkte auch in China verkaufen.

Was meint Ihr? Ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure Meinungen, Gedanken und Argumente mit mir und miteinander teilen würdet.


11 Kommentare:

  1. Mir geht es da genauso wie dir. Ein Unternehmen, dass die Durchführung von TV an ihrem Produkt billigt, ist für mich nicht mehr TV frei. Also Weleda und co genauso wie MAC und UD.

    Es ist natürlich schwierig, da dann sicher zu gehen. Im Endeffekt bleibt einem fast nur das Siegel Hase mit schützender Hand in Kombination mit der Vegan Blume um Sicher zu gehen :/

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    1. Ich sehe auch die grosse Schwierigkeit darin, die vollständige Information über eine Marke überhaupt zu bekommen.
      Aber soweit ich es bisher festgestellt habe, wird bei dem springenden Hasen auch darauf geachtet, ob eine Firma ihre Produkte in China vermarktet.

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  2. Hm, in China läuft ja sowieso Einiges anders als hier und leider leider ist es Gang und Gebe in solchen Ländern billig zu produzieren (siehe Kleidung etc.) und gewisse Gesetze, die in Europa nunmal gelten, zu umgehen.
    Ich finde das blöd, aber um etwas grundlegend zu verändern, müsste sich auch gesellschaftlich etwas tun. Ein Schritt wäre es, einfach mal Dinge zu hinterfragen und nicht alles immer zu Spottpreisen haben zu wollen :/
    Ist jetzt nicht unbedingt auf Kosmetik bezogen, aber egal.
    Ich will ja jetzt nicht behaupten, dass ich das alles IMMER umgehen kann, aber mein Blick auf gewisse Dinge ist wachsamer geworden und ich frag' mich oft, bevor ich mir was kaufe, wie es denn eventuell produziert wurde...

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    1. Da gebe ich Dir Recht. Bewusster zu konsumieren und Dinge zu hinterfragen finde ich auch sehr wichtig.

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  3. Vielen Dank für das Veröffentlichen der Stellungnahmen.
    Was mich verwirrt ist die Tatsache, dass Logona wohl tierversuchsfrei denoch in China ihre Produkte anbieten können, während Urban Decay das nicht kann? Habe ich das richtig verstanden?

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    1. Auf meine Frage, ob für Produkte von Logona Tierversuche in China durchgeführt werden oder wurden, hat man mir mit der oben veröffentlichten Stellungnahme geantwortet. Und ich gehe davon aus, dass die chinesischen Gesetze gleichermassen für alle Unternehmen gelten, die dort ihre Waren anbieten.

      Aber ich verstehe Deine Verwirrung, denn ein ganz konkretes "ja" oder "nein" als Antwort auf meine Frage habe ich von Logona nicht bekommen.

      Seltsam ist auch, dass ich auf der Homepage von Logona unter "Logona International" kürzlich noch China fand, mittlerweile scheint China aus der Auflistung verschwunden zu sein. Ich weiss aber nicht, was das zu bedeuten hat.

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  4. Genau so argumentiert L'Occitane, die ja ebenfalls ihre Produkte in China verkaufen.

    Ohne richtige Fakten, wie sie sich da engagieren und wie es mit Tierversuchen bezügl. dieser Marken aussieht, kann ich solche Aussagen nicht richtig akzeptieren.

    Irgendwie hat das alles so nen komischen Beigeschmack, als wären sie alle nur auf Profit aus :(

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    1. Ja, das sehe ich auch so.

      Ich verstehe natürlich, dass jedes Unternehmen Gewinnmaximierung logischerweise zu seinen wichtigsten Zielen zählt. Aber zum Glück kann man als Kunde selbst entscheiden, welche Firmenpolitik man unterstützen möchte und welche nicht.

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  5. Huhu liebe Angie,

    danke fürs Veröffentlichen der Antwort. Meiner Meinung nach wurde hier blumig umschrieben, dass man sich darüber bewusst ist, dass die eigenen Produkte in China getestet werden. Das Thema "engagieren" wird zur Rechtfertigung herangezogen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass man sich in China in erster Linie engagieren wollte, sondern, dass man Produkte verkaufen will. Andererseits ist es natürlich gut, dass man sich AUCH engagiert und nicht nur verkaufen will. Es ist sicher nicht falsch was über den Export des Wertesystem geschrieben wurde.
    Hab auch gerade bei Erbse gelesen, dass sich da ja auch aktuell etwas zu tun scheint.

    Merkwürdig finde ich, dass China als Land nun auf der Homepage gestrichen wurde. Ich habe mir auch mal durchgelesen, was Logona über Tierversuche auf der Website geschrieben hat:
    http://www.logona.com/Diverse/DIV_D/tierversuche.html
    So gesehen, garantieren sie ja auch nicht dafür, dass ihre Produkte tierversuchsfrei sind, sondern immer ein Restrisiko besteht (letzter Abschnitt).
    Daher rückt jetzt für mich ins Zentrum des Interesses wie BDIH auf deine Anfrage antwortet, denn das Siegel steht ja explizit auch dafür nur tierversuchsfreie Produkte zu zertifizieren.

    Liebe Grüße
    °Sun

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    1. Hey Sun,

      ich finde das Engagement gegen Tierversuche auch sehr wichtig, keine Frage. Und ich bin sehr froh, dass sich in China in diese Richtung Einiges tut.

      Und auch ich wäre an einer Stellungnahme des BDIH sehr sehr interessiert, aber leider bekam ich bislang gar keine Antwort.

      Liebe Grüsse,
      Angie

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  6. Ich finde, dass Ihr den Text alle nicht verstanden habt. Ihr solltet zwischen den Zeilen lesen...LOGOCOS billigt keine TV in China!

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