Dienstag, 26. Juni 2012

Goodbye essie

Es war Herbst 2009. Die kleinen bunten Nagellackfläschchen mit der Aufschrift "essie" hielten Einzug in Douglas-Filialen deutschlandweit. Deutschsprachige Frauenmagazine standen Schlange, um Essie Weingarten zu interviewen und darüber zu berichten.

Auch an mir ging der Hype nicht spurlos vorbei. Die Erfolgsgeschichte und die Persönlichkeit von Miss Weingarten fand ich (und finde immer noch) beeindruckend und inspirierend. Den Rest taten ihre Produkte. Und so wurde ich ziemlich schnell Feuer und Flamme für die kleinen süssen essie Schätzchen.

Der erste essie Lack, der mich in die Knie zwang, war "Angora Cardi". Der erste, den ich kaufte, war "Chinchilly". Beide stammen aus der Herbstkollektion 2009 "Cuddle with Color". Fragt mich nicht, warum ich mir "Angora Cardi" erst viel später kaufte, denn ich weiss darauf keine Antwort. Mein zweiter essie Lack wurde "Mint Candy Apple" aus der Winterkollektion 2009/2010 "Sweet Time of the Year". Danach folgten weitere, viele viele weitere...

Beim Anblick der ersten Bilder einer jeden neuen essie Kollektion zitterte ich fast vor Aufregung und Begeisterung. Das Warten darauf erfüllte mich hingegen jedes Mal mit Sehnsucht. Aber Dinge ändern sich.

Irgendwann im Laufe des Jahres 2010 wurde Essie Cosmetics von L'Oréal aufgekauft. Darauf folgten viele Veränderungen, aber nicht sofort. Es war vielmehr ein Veränderungsprozess, der erst vor Kurzem abgeschlossen zu sein scheint.

Den neuen grossen und abgerundeten Pinsel begrüsste ich mit Freude. Die Preissenkung erfreute mich auch, gleichzeitig begegnete ich ihr mit ein wenig Skepsis und fragte mich, wie bei jeder Preissenkung, woher denn die Ersparnis resultieren möge. Den Einzug der essie Lacke bei dm begrüssten viele mit grosser Begeisterung.

Gleichzeitig wurde das ganze Vertriebskonzept für Deutschland völlig umgekrempelt und sogar eine deutsche essie Webpräsenz entstand. Nach dem neuen Konzept wird in Deutschland nur eine begrenzte Anzahl an Farben angeboten, ein Bruchteil dessen was essies Sortiment eigentlich zu bieten hat. Das finde ich alles andere als erfreulich. So wird der deutschen Kundin einer der grössten Vorteile von essie, und zwar die wundervolle riesige Farbpalette, komplett vorenthalten. Und so wird man bevormundenderweise vor Auslebung eigener Kaufgelüste "bewahrt".

Die Anzahl der limitierten Kollektionen wurde in den vergangenen Monaten ungefähr verdoppelt. Anfänglich freute sich darüber mein Nagellackherz, das von essie kaum genug haben konnte. Mit der Zeit verflog aber der Reiz der neuen Kollektionen immer mehr. Ich weiss nicht, ob der Grund dafür in meiner Übersättigung liegt, oder ob es den neuen essie Farben im Vergleich zu früher tatsächlich an Brillianz und Innovation fehlt. Ganz aktuell sind auch mal wieder zwei Kollektionen erhältlich "bikini so teeny" und "mirror metallics", die ich beide eher lauwarm als heiss finde.

Erschwerend kommt hinzu, dass L'Oréal, der grosse Bruder von essie, nicht gerade zu meinen liebsten Sympathieträgern gehört, unter anderem wegen der Tierversuchspolitik. Je offensichtlicher die Verbindung der beiden Firmen wird, desto schwerer fällt es mir, essie "lieb zu haben".

Es ändert nichts daran, dass ich grossen Respekt und Bewunderung für das Lebenswerk von Essie Weingarten hege. Es ändert auch nichts daran, dass ich meine alten essie Klassiker, die meine Schubladen überquellen, weiterhin schätzen und benutzen werde. Künftig werden aber wohl keine weiteren essie Fläschchen meine Sammlung bereichern.


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